Die unsichtbaren Muster hinter Teamdynamiken aufdecken

Manche Teams funktionieren scheinbar reibungslos, doch immer wieder treten ähnliche Probleme auf: Entscheidungen ziehen sich in die Länge, Konflikte schwelen unter der Oberfläche oder Meetings verlaufen ohne klares Ergebnis. Diese Dynamiken sind oft kein Zufall, sondern Ausdruck unsichtbarer Muster, die den Alltag bestimmen. Wer diese Muster erkennt, kann Teams gezielt dabei unterstützen, nachhaltige Veränderungen herbeizuführen.

Wiederkehrende Probleme als Symptom

Oft glaubt ein Team, es müsse nur ein einzelnes Problem lösen, um die Zusammenarbeit zu verbessern. Doch viele Herausforderungen existieren nicht isoliert, sondern sind Teil eines wiederkehrenden Musters.

Beispiele:

  • Verantwortlichkeiten sind unklar, obwohl sie mehrfach definiert wurden.

  • Das Team diskutiert viel, kommt aber selten zu klaren Entscheidungen.

  • Immer wieder treten ähnliche Konflikte zwischen denselben Personen auf.

In solchen Fällen hilft es, nicht nach schnellen Lösungen zu suchen, sondern das Problem aus einer systemischen Perspektive zu betrachten. Welche Faktoren tragen dazu bei, dass sich dieses Muster hält? Oft sind es unausgesprochene Regeln, die das Verhalten im Team steuern.

Unsichtbare Regeln hinterfragen

Jedes Team hat unausgesprochene Regeln, die nicht in Prozessen oder Dokumentationen stehen, aber das Verhalten prägen. Diese Regeln sind dem Team oft nicht bewusst, wirken aber stark. Typische Beispiele:

  • „Man unterbricht sich hier nicht, selbst wenn jemand zu lange redet.“

  • „Kritik wird lieber in Einzelgesprächen geäußert als offen in Meetings.“

  • „Wer zuerst eine Idee äußert, wird automatisch als Verantwortlicher gesehen.“

Solche Regeln können nützlich sein, aber sie können auch verhindern, dass sich ein Team weiterentwickelt. Eine einfache Methode, um sie sichtbar zu machen, ist eine Reflexion mit der Frage: „Welche ungeschriebenen Gesetze gibt es bei uns?“ Erst wenn sie offen ausgesprochen werden, kann das Team entscheiden, ob sie noch hilfreich sind oder verändert werden sollten.

Kommunikationsmuster analysieren

Oft liegt die Ursache für Teamprobleme nicht in der Struktur, sondern in der Art und Weise, wie kommuniziert wird. Wer spricht in Meetings am meisten? Wer trifft informelle Entscheidungen? Welche Themen werden vermieden?

Ein Team-Soziogramm kann helfen, diese Dynamiken sichtbar zu machen. Jedes Teammitglied notiert, mit wem es regelmäßig kommuniziert und wer in Entscheidungen eingebunden ist. Die entstehende Visualisierung zeigt, ob Informationen nur in kleinen Gruppen fließen oder ob einzelne Personen übermäßig viele Entscheidungen treffen.

Fragen, die helfen können:

  • Welche Informationen fehlen uns regelmäßig, und warum?

  • Gibt es Teammitglieder, die oft still bleiben? Woran könnte das liegen?

  • Welche Entscheidungen fallen inoffiziell, bevor sie offiziell besprochen werden?


Teamprobleme sind oft kein Zufall, sondern Ausdruck tieferliegender Muster. Wer sie aufdeckt, kann gezielt an den Ursachen arbeiten, anstatt nur Symptome zu behandeln. Das bedeutet nicht immer, sofort etwas zu ändern. Manchmal reicht es, eine Dynamik erst einmal bewusst wahrzunehmen. Denn oft ist das größte Hindernis für Veränderung nicht fehlendes Wissen, sondern die Tatsache, dass unsichtbare Muster unbemerkt den Alltag bestimmen.

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Die dunkle Seite der Retrospektiven: Wann Reflexion mehr schadet als nützt

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