Die Komfortzone ist gern auch unbequem
Die Komfortzone – für viele ist sie ein Ort der Geborgenheit, ein sicherer Hafen, an dem alles nach Plan verläuft und wir uns entspannt zurücklehnen können. Doch das ist ein Missverständnis. Tatsächlich ist die Komfortzone oft gar nicht so gemütlich, sondern besteht aus eingefahrenen Gewohnheiten. Sie ist der Ort, an dem wir die Abläufe, Muster, Regeln und Normen kennen. Diese Vertrautheit vermittelt uns ein Gefühl von Sicherheit, welches auch trügerisch sein kann – denn die Komfortzone liefert nicht unbedingt das, was wir als positiv oder förderlich empfinden.
Vertrautheit ist nicht gleich Wohlbefinden
In vielen Arbeitsumgebungen ist die Komfortzone alles andere als bequem. Sie stellt einen Zustand dar, in dem Teams und Einzelpersonen das System so gut verstehen, dass sie darin effizient arbeiten können – selbst wenn diese "Effizienz" eher mit dem Befolgen bekannter Muster zu tun hat als mit echter Produktivität oder Zufriedenheit.
"Das haben wir schon immer so gemacht." Ein Satz, der viele innerlich aufstöhnen lässt. Und doch beschreibt er genau, was die Komfortzone ausmacht. Wir tun Dinge, ohne sie zu hinterfragen. Wir setzen uns regelmäßig in Meetings, die uns frustrieren, nur weil wir es gewohnt sind. Diese Meetings sind einfach Teil unserer Routine geworden, auch wenn sie weder gesund noch produktiv sind.
Ungesunde Teamkulturen, geprägt von veralteten Vorgehensweisen, ineffizienten Prozessen oder einem Mangel an zwischenmenschlicher Harmonie, können das Wohlbefinden und die Entwicklung von Teammitgliedern erheblich beeinträchtigen. Solche Kulturen schaffen eine trügerische Sicherheit und bieten eine ungesunde Komfortzone, weil sie vorhersehbar sind. Gleichzeitig verhindern sie, dass Teams ihr volles Potenzial entfalten und sich an neue, möglicherweise bessere Methoden anpassen.
Deshalb ist es oft so schwer, echte Veränderungen anzustoßen: Alle sind unzufrieden und meckern – doch der Enthusiasmus, wirklich etwas zu verändern, fehlt. Der ungesunde, anstrengende Zustand ist so zur Gewohnheit geworden, dass er Teil der Komfortzone ist: "So machen wir das hier eben."
Der Weg aus der Komfortzone
Die Zone angrenzend an die Komfortzone ist die Lernzone. Sie beginnt dort, wo wir uns mit unseren Gewohnheiten auseinandersetzen. Allein die Erkenntnis, dass auch die kritischen Dinge Teil der Komfortzone sind, ist durchaus eine wichtige Einsicht. Diese Erkenntnis ist notwendig, damit Teams und Unternehmen die ersten Schritte zur Veränderung gehen können. Was lange erlernt wurde, lässt sich nicht einfach löschen, sondern muss durch neue Routinen überschrieben werden. Das erfordert Mut. Denn wir wissen nicht, ob uns die neue Art, die neue Komfortzone, wirklich gefallen wird. Wir geben unsere liebgewonnenen Gewohnheiten auf. Das birgt aber auch eine große Chance: Vielleicht fühlt sich die neue Komfortzone besser an und wird irgendwann wirklich komfortabel. Es spricht nichts gegen Komfortzonen, solange sie gesund, hilfreich und produktiv sind.