Coaching muss nicht immer besonders kreativ sein

Im Coaching geht es darum, Coachees dabei zu begleiten, Herausforderungen zu meistern und neue Perspektiven zu gewinnen. Hier dürfen auch mal kreative Methoden ins Spiel kommen, müssen aber nicht. Manchmal helfen auch einfache Vorgehensweisen dabei, eingefahrene Denkmuster aufzubrechen und frische, innovative Lösungsansätze zu entwickeln.

Einfache Vorgehensweisen im Überblick

Mind Mapping

Stell dir Mind Mapping wie einen Gedankenspaziergang vor, bei dem alle Ideen auf dem Tisch landen. Oder besser gesagt, auf dem Papier. Es ist eine visuelle Methode, um komplexe Gedanken zu strukturieren und Klarheit zu schaffen.

Anwendungsfall: Lisa, eine Teamleiterin in einem Technologieunternehmen, hat das Gefühl, dass es ihrem Team irgendwie an Motivation mangelt. In einem ersten Schritt visualisiert sie mithilfe einer Mindmap zahlreiche Aspekte, die sie in der Regel als motivierend empfindet, und bringt diese Aspekte zueinander in Verbindung und ins Verhältnis. Allein durch diese Visualisierung wird ihr klar, dass sie es in den letzten Monaten nicht gut hinbekommen hat, ein Umfeld zu schaffen, in dem ausreichend individuelle Anerkennung und Weiterentwicklungsmöglichkeiten für ihr Team zur Verfügung standen. In weiteren Schritten kann sie nun über konkrete Maßnahmen nachdenken.

Rollenspiele

Rollenspiele – das sind nicht nur Kindheitserinnerungen an Piraten und Prinzessinnen. Im Coaching bieten sie die Möglichkeit, verschiedene Szenarien in einer sicheren Umgebung durchzuspielen. Hier können Coachees neue Verhaltensweisen ausprobieren, ohne dass es gleich um die Wurst geht.

Anwendungsfall: In einem Coaching simuliert ein Coachee ein kniffliges Feedbackgespräch, in dem er tatsächlich den Stuhl wechselt. Er kann im geschützten Rahmen an seinen Feedbackformulierungen feilen, indem er zunächst sein Feedback ausspricht, dann den Stuhl wechselt und sich die Tonaufzeichnung aus Perspektive des Feedbackempfängers anhört.

Metaphern und Geschichten

Metaphern und Geschichten sind ein hilfreicher Ansatz, um sich insbesondere abstrakten Problemen zu nähern und diese greifbarer zu machen.

Anwendungsfall: Ein Coachee, nach eigener Aussage unzufrieden mit der eigenen Karriereentwicklung, vergleicht im Gespräch seine Situation mit einer Wanderung durch einen dichten Wald. Im weiteren Coachingverlauf kann diese Metapher genutzt werden, um neue Wege und Abzweigungen im dichten Wald zu entdecken: quer durchs Dickicht, Trampelpfade und Lichtungen. Plötzlich kann der Coachee neue Optionen benennen und angepasste Ziele formulieren, die in konkrete Maßnahmen weiterentwickelt werden können.

Lösungsorientiertes Fragen

Statt sich auf Probleme zu fixieren, wird beim lösungsorientierten Fragen der Fokus auf die Ressourcen und Fähigkeiten des Coachees gelegt. Ziel ist es, eigene Lösungen zu entwickeln.

Anwendungsfall: Eine Projektmanagerin ist höchst frustriert über verschiedene Schwierigkeiten in einem laufenden Projekt. Durch gezielte Fragen des Coaches, wie z.B. „Was hat beim letzten erfolgreichen Projekt besonders gut funktioniert?“, kann die Coachee ihre bisherigen Erfolge reflektieren und Strategien entwickeln, die sie auf die aktuelle Situation anwenden kann — und das, ohne ausführlich die Probleme des aktuellen Projekts zu beschreiben.


Ausgefallene und besonders kreative Methoden im Coaching sind natürlich hilfreich. Aber nicht immer muss es eine komplexe Vorgehensweise sein. Auch mit einfach Mitteln lassen sich neue Wege und Perspektiven eröffnen, die zu Erkenntnissen und Veränderungen führen.

Natürlich ist es als Coach wichtig, ein breites Spektrum an Techniken zur Verfügung zu haben, um diese nach Bedarf einsetzen zu können. Wir müssen uns in unserer Coachingpraxis aber nicht ständig selbst übertreffen und neu erfinden. Viel mehr kommt es auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Coachees an.

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08/2024: Lasst uns über Coaching reden

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Ohne Selbstreflexion kein gutes Coaching