Riemann-Thomann für neue (Team-)Perspektiven
Das Riemann-Thomann-Modell liefert Einblicke in vier zentrale menschliche Grundbestrebungen, die unser Kommunikationsverhalten und unsere Beziehungsgestaltung maßgeblich prägen. Diese vier Grundbestrebungen – Nähe vs. Distanz und Dauer vs. Wechsel – sind in jedem von uns vorhanden und äußern sich je nach Situation in unterschiedlicher Intensität. Wichtig ist dabei, dass keine dieser Bestrebungen als besser oder schlechter angesehen wird; sie sind vielmehr gleichwertige Facetten unserer Persönlichkeit.
Im beruflichen Kontext spielt das Verständnis dieser Grundbestrebungen eine entscheidende Rolle. Sie beeinflussen nicht nur, wie wir miteinander kommunizieren, sondern auch, wie wir Entscheidungen treffen, Konflikte lösen und letztlich zusammenarbeiten. Das Riemann-Thomann-Modell kann dabei unterstützen, das Selbstverständnis zu stärken und ein bewussteres Miteinander im Team fördern.
Die Grundbestrebungen
Das Modell teilt die menschlichen Grundbestrebungen in zwei Paare sich gegenüberstehender Bedürfnisse ein: das Bedürfnis nach Nähe im Gegensatz zum Wunsch nach Distanz, sowie das Streben nach Dauer versus dem Verlangen nach Wechsel. Diese Bestrebungen beeinflussen individuell und vor allem situationsabhängig unser Handeln und Fühlen. Beschäftigen wir uns mit dem Riemann-Thomann-Modell, müssen wir also immer den jeweiligen Kontext betrachten.
Die Grundbestrebung “Nähe” beschreibt das Bedürfnis nach Zugehörigkeit, Geborgenheit und emotionaler Nähe. Eine starke Ausprägung dieser Grundbestrebung im Arbeitskontext kann sich z.B in einer großen Kontakt- und Hilfsbereitschaft und einer kooperativen Arbeitsweise äußern.
Das Streben nach “Distanz” steht für das Bedürfnis nach Unabhängigkeit und persönlichem Freiraum. Zeigen kann sich diese Ausprägung z.B. in einer hohen Eigenverantwortlichkeit und sachlichen, wenig emotionalen Wortbeiträgen.
Sicherheit, Verlässlichkeit und Beständigkeit werden durch die Grundbestrebung “Dauer” repräsentiert. In Teamkonstellationen zeigt sich eine hohe Ausprägung oft als starkes Organisationstalent und besondere Gründlichkeit.
Die Grundbestrebung “Wechsel” ist gekennzeichnet durch das Bedürfnis nach Veränderung. Eine starke Ausprägung wird durch eine hohe Flexibilität und risikoreiche Ideen sichtbar.
Selbstreflexion und Teamentwicklung
Durch Selbstreflexion oder die Durchführung eines Selbsttests können Individuen und Teams ihre vorherrschenden Bestrebungen im jeweiligen Umfeld erkennen. Diese Erkenntnisse sind besonders wertvoll, da sie aufzeigen, wie sich die individuellen Bestrebungen auf die Gruppendynamik und die Zusammenarbeit auswirken. Teams können diese Erkenntnisse nutzen, um ein stärkeres gemeinsames Verständnis und effektivere Kommunikationsstrategien zu entwickeln.
Umgang mit Unterschieden und Konflikten
Ein vertieftes Verständnis der unterschiedlichen Grundbestrebungen innerhalb eines Teams ermöglicht es, Konflikte gezielter anzugehen und Lösungen zu entwickeln, die auf die Bedürfnisse aller Teammitglieder eingehen. Die Berücksichtigung der verschiedenen Bestrebungen bei der Kommunikation und Konfliktlösung kann helfen, Missverständnisse zu vermeiden und ein konstruktiveres Miteinander zu fördern.
Riemann-Thomann in der Teamentwicklung
Die Anwendung des Riemann-Thomann-Modells in der Teamentwicklung bietet eine hervorragende Gelegenheit, die Teamdynamik zu verstehen und zu verbessern. Indem jedes Teammitglied seine eigenen Grundbestrebungen sowie die seiner Kollegen erkennt und wertschätzt, kann ein Umfeld geschaffen werden, in dem sich alle wohlfühlen und ihre Stärken optimal einbringen können. Das Modell fördert somit nicht nur die Selbstreflexion, sondern auch ein tieferes Verständnis und eine effektivere Zusammenarbeit im Team.
Zusätzliches Material:
In unserem Team-Workshop “Wie wir ticken” könnt ihr im Team anhand des Riemann-Thomann-Modells euer Verständnis füreinander vertiefen und eure Zusammenarbeit verbessern.