Motiviert werden oder motiviert sein?

Stellt euch vor, ihr sitzt in einem Workshop, und das Team sagt offen: „Heute sind wir irgendwie unmotiviert.“ Da hängt der Satz nun, wie eine graue Wolke im Raum. Was jetzt? Mit einem kräftigen „Tschakka, wir schaffen das!“ versuchen, die Stimmung künstlich zu heben?

Extrinsische vs. Intrinsische Motivation

Bevor wir weitermachen, sollten wir den Unterschied zwischen extrinsischer und intrinsischer Motivation verstehen. Extrinsische Motivation wird durch äußere Anreize wie Belohnungen oder Strafen ausgelöst. Ein Bonus, ein Lob oder das Vermeiden einer schlechten Bewertung können kurzfristig wirken, verlieren jedoch oft schnell ihre Wirkung und können die innere Motivation beeinträchtigen.

Intrinsische Motivation hingegen kommt von innen. Sie treibt uns an, wenn wir etwas aus persönlichem Interesse oder Freude an der Sache tun. Diese Form der Motivation ist nachhaltiger und führt oft zu tieferem Lernen und größerer Zufriedenheit bei dem, was wir tun.

Die Verlockung schneller Lösungen

Wir leben in einer Zeit, in der schnelle Lösungen und sofortige Ergebnisse erwartet werden. Ein Workshop, ein Meeting – alles soll greifbare Resultate liefern. Doch auch die Tage, an denen die Motivation am Tiefpunkt ist, können wertvolle Einsichten und Erkenntnisse liefern. Sie bieten die Chance, tiefer zu graben und herauszufinden, was wirklich los ist.

Warum nicht einfach motivieren?

Einfach zu motivieren, ist oft extrinsisch und daher nur kurzfristig wirksam. Es überbrückt den Moment, löst aber das zugrunde liegende Problem nicht. Wenn ein Team zugibt, unmotiviert zu sein, ist das ein Zeichen dafür, dass tieferliegende Fragen und Bedürfnisse angesprochen werden müssen. Es geht nicht darum, Energie in den Raum zu pumpen, sondern darum, das Team dazu zu bringen, sich zu öffnen und über die Gründe ihrer Unlust zu sprechen.

Das Gespräch suchen

In dem Workshop, den ich eingangs erwähnte, haben wir das Gespräch gesucht: Was fühlt sich heute anders als sonst an? Fehlt etwas? Diese Fragen ermöglichen eine Reflexion, die weit über den Tag hinausgeht. Manchmal ist es die Monotonie des Alltags, die belastet. Andere Male sind es externe Stressoren. Die Erkenntnis, dass nicht jeder Tag euphorisch sein kann und dass das okay ist, ist auch ein wichtiger Schritt in der Entwicklung eines Teams.

Die Rolle der Führungskraft

Führungskräfte müssen nicht nur Arbeitsprozesse steuern, sondern auch ein Umfeld schaffen, das motivierend wirkt. Das bedeutet, Strukturen zu schaffen, die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung fördern. Es bedeutet auch, transparent zu kommunizieren und echtes Vertrauen in die Fähigkeiten des Teams zu haben. Ein motivierendes Umfeld ist eines, in dem sich die Mitarbeitenden herausgefordert fühlen, wachsen wollen und sich weiterentwickeln können.

Ein motivierendes Umfeld schaffen

Ein motivierendes Umfeld zu schaffen, ist komplexer als ein energiegeladenes Meeting abzuhalten. Es geht darum, eine Kultur der Offenheit und des Vertrauens zu etablieren. Ein solches Umfeld fördert die intrinsische Motivation, welche zu einem tieferen, dauerhaften Engagement und mehr Zufriedenheit führt. Intrinsisch motivierte Mitarbeitende bringen sich mehr ein, denken kreativer und sind widerstandsfähiger gegen Stress und Burnout.

Regelmäßige Feedback-Sitzungen, bei denen nicht nur Leistung, sondern auch persönliches Wachstum im Mittelpunkt stehen, Flexibilität ermöglichen, Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten und selbstgesteuerte Projekte fördern. All das sind Aspekte, die intrinsische Motivation fördern können.

Zuhören und die individuellen und kollektiven Bedürfnisse des Teams verstehen, ist der wichtigste Schritt. Eine Vision erschaffen, die nicht nur die Unternehmensziele, sondern auch die persönlichen Ziele der Mitarbeitenden widerspiegelt, ist der nächste. Eine Fehlerkultur etablieren, in der Fehler als Lernmöglichkeiten gesehen werden und nicht als Grund für Bestrafung. Bei allen Schritten gilt: Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen. Und das auch, und vor allem dann, wenn der wirtschaftliche Wind rau weht — denn intrinsische Motivation ist das, was wir brauchen, wenn wir mehr Erfolg wünschen.

Versuchen wir längerfristig, die Motivation quasi von außen aufzudrücken, kleben wir immer wieder Pflaster anstatt an der wirklichen Ursache zu arbeiten.

Ein wirklich gutes Team zeichnet sich nicht nur durch gute Tage aus, sondern auch durch die Fähigkeit, sich durch die schlechten zu arbeiten. Es geht nicht darum, ständig auf dem Höhepunkt zu sein, sondern darum, die Wellen zu reiten, wie sie kommen. Und manchmal bedeutet das, zu akzeptieren, dass heute nicht unser bester Tag ist – und das ist völlig in Ordnung. Ein Umfeld, das intrinsische Motivation fördert, ist der Schlüssel zu echter, nachhaltiger Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit.


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