Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht

Kommunikation, Feedback und Teamwork — das sind wohl alles Dinge, auf die überall in der Arbeitswelt Wert gelegt wird, nicht nur in der agilen. Wir bemühen uns, offene und ehrliche Gespräche zu führen, konstruktive Kritik zu äußern und uns gegenseitig zu unterstützen. Doch was passiert, wenn unsere gut gemeinten Worte oder Handlungen etwas anderes oder gar das Gegenteil dessen bewirken, was wir eigentlich beabsichtigt haben?

Das Missverständnis im Detail

Ein Beispiel: Ein Teammitglied macht im Daily Stand-up eine kritische Anmerkung zu einem Projektfortschritt. Die Intention ist klar: Das Teammitglied will einen möglichen Fehler aufzeigen und dazu beitragen, dass das Projekt in die richtige Richtung gesteuert wird. Doch bei den anderen im Team kommt die Kritik nicht als hilfreicher Hinweis an, sondern als Vorwurf oder sogar als persönlicher Angriff.

Das Problem hierbei liegt nicht in der Botschaft selbst, sondern in ihrer Wahrnehmung. Während die Absicht der kritischen Person positiv ist, kann die Wirkung bei den Empfangenden negativ sein. Solche Missverständnisse können Vertrauen im Team schwächen und die Zusammenarbeit behindern.

Die Ursache der Diskrepanz

Warum kommt es zu dieser Diskrepanz? Oft spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, wie etwa die individuelle Wahrnehmung, der Kontext der Situation oder die Art und Weise, wie eine Botschaft vermittelt wird. Jeder von uns bringt seine eigenen Erfahrungen, Überzeugungen und Emotionen in jede Interaktion ein. Diese beeinflussen, wie wir die Worte und Handlungen anderer interpretieren.

Ein weiterer Faktor ist die Kommunikationsweise. In der Hektik des Arbeitsalltags wählen wir manchmal nicht die richtigen Worte oder nehmen uns nicht die Zeit, unsere Gedanken klar und deutlich zu formulieren. Was als einfache, sachliche Aussage gemeint ist, kann schnell als herablassend oder unhöflich empfunden werden.

Wege zur Harmonisierung von Intention und Wirkung

Wie können wir also sicherstellen, dass unsere Intentionen auch so verstanden werden, wie wir sie meinen?

Selbstreflexion: Vor Gesprächen sollten wir uns einen Moment Zeit nehmen und unsere eigene Intention überdenken. Was wollen wir denn wirklich kommunizieren und wie könnte das beim Gegenüber ankommen?

Empathie: Wie würden wir reagieren, wenn wir die von uns gewählten Worte hören? Welchen Einfluss können unsere Worte auf Gefühle und die Motivation unseres Gegenübers haben? Wir sollten uns regelmäßig in die Lage unserer Gesprächspartner*innen versetzen und schauen, welche Emotionen wir spüren.

Klarheit in der Kommunikation: Unsere Botschaft sollte unmissverständlich sein. Wir müssen versuchen, uns so präzise wie möglich auszudrücken und nicht unnötig um etwas herum reden.

Offenheit für Feedback: Wir sollten die Menschen um uns herum ermutigen, offen über ihre Wahrnehmungen zu sprechen. Wenn jemand eine Botschaft anders auffasst als beabsichtigt, sollte dies direkt angesprochen werden. Und außerdem: Wenn wir merken, dass wir eine Botschaft mit, z.B. “einem Ton” hören, sollten auch wir dies ansprechen, um Missverständnisse schnell und direkt aus dem Weg zu räumen.


Kommunikation sollte nicht nur gut gemeint, sondern eben auch gut gemacht sein. Nicht immer wird uns das gelingen. Es reicht aber nicht die richtigen Absichten zu haben — wir müssen als Kommunikator*innen, egal in welcher Rolle, auch sicherstellen, dass unsere Absichten korrekt verstanden werden. Wenn wir uns der möglichen Diskrepanz zwischen Intention und Wirkung bewusst werden und aktiv daran arbeiten, diese zu minimieren, schaffen wir eine offenere, produktivere und harmonischere Arbeitsumgebung.

In der täglichen Praxis bedeutet dies, dass wir unsere Worte mit Bedacht wählen, ohne unsere präzise Botschaft zu verlieren, aktiv zuhören und bereit sind, unsere eigenen Kommunikationsmuster zu hinterfragen und anzupassen. Nur so können wir sicherstellen, dass unsere gut gemeinten Handlungen auch die positive Wirkung erzielen, die wir uns wünschen.

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Der Unterschied zwischen Wissen und Fühlen: Emotionen in einer positiven Feedback- und Lernkultur

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Führungskräfte sind auch nur ein Team