Der Unterschied zwischen Wissen und Fühlen: Emotionen in einer positiven Feedback- und Lernkultur
Eine offene Feedback- und Lernkultur ist das Herzstück jeder innovativen und kreativen Organisation. Solche Kulturen fördern nicht nur die fachliche Weiterentwicklung, sondern auch das persönliche Wachstum. Sie ermutigen zur Offenheit, zur gegenseitigen Unterstützung und zur Bereitschaft, Risiken einzugehen. Doch selbst in den unterstützendsten Umgebungen können Fehler emotional belastend sein. Diese Gefühle sind völlig normal und stehen nicht im Widerspruch zu einer gesunden Feedback- und Lernkultur.
Menschlich zu sein bedeutet, Fehler zu machen
Fehlbar zu sein – das liegt in der Natur der Menschen. Fehler sind ein unvermeidlicher Bestandteil des Lernprozesses und werden in einer positiven Kultur als Chance zum Wachstum betrachtet. Doch selbst das tiefste Verständnis dieser Tatsache schützt uns nicht vor den emotionalen Reaktionen, die Fehler oft auslösen. Gefühle wie Scham, Frustration oder Enttäuschung sind tief in unserer Psyche verankert und lassen sich nicht einfach durch rationale Überlegungen ausschalten.
Auch wenn wir intellektuell wissen, dass Fehler akzeptiert werden und dass konstruktives Feedback ein wertvolles Geschenk ist, können sich Fehler unangenehm anfühlen. Diese Diskrepanz zwischen dem, was wir wissen, und dem, was wir fühlen, ist ein normales Phänomen. Sie zeigt, wie komplex menschliche Emotionen sind und welchen Einfluss sie auf unseren Lernprozess haben können.
Emotionale Resilienz entwickeln
Der Schlüssel zur Bewältigung dieser emotionalen Herausforderung liegt in der Entwicklung emotionaler Resilienz – der Fähigkeit, sich schnell von Rückschlägen zu erholen. Resilienz bedeutet nicht, negative Gefühle zu unterdrücken, sondern diese anzunehmen und konstruktiv damit umzugehen. Reflexion, Selbstmitgefühl und das Teilen von Erfahrungen sind wertvolle Techniken, die helfen können, negative Gefühle zu verarbeiten und daraus zu lernen.
Eine Kultur des Mitgefühls etablieren
Wenn eine Organisation oder ein Team eine Kultur etablieren möchte, die Fehler als Lernchancen begreift, ist es ebenso wichtig, eine Kultur des Mitgefühls und der emotionalen Unterstützung zu pflegen. Das bedeutet, Raum für Gefühle zu schaffen und anzuerkennen, dass hinter jedem Fehler eine Person mit ihren Ängsten und Hoffnungen steht. Eine solche Kultur hilft nicht nur dabei, Fehler besser zu bewältigen, sondern stärkt auch den Zusammenhalt im Team.
Eine positive Feedback- und Lernkultur bedeutet nicht, dass es jedem leicht fällt, Fehler zu machen. Die Anerkennung und das Management der emotionalen Aspekte sind entscheidende Bestandteile eines Lernprozesses. Indem wir lernen, unsere Gefühle zu akzeptieren und mit ihnen umzugehen, können wir eine tiefere und reichhaltigere Lern- und Wachstumserfahrung schaffen, die über das bloße Akzeptieren von Fehlern hinausgeht.
Wenn also ein Teammitglied das nächste Mal einen Fehler macht, stell die Frage: „Wie fühlst du dich dabei?“ Negative Emotionen zuzulassen ist genauso wichtig wie die Frage: „Was können wir aus diesem Fehler lernen?“ Denn nur so entsteht eine echte, ganzheitliche Lernkultur.