Agil funktioniert bei uns nicht
Ein Satz zum Augen verdrehen. Oder vielleicht doch nicht?
„Agil funktioniert bei uns nicht.“ Diesen Satz hören wir immer mal wieder, oft begleitet von einem frustrierten Kopfschütteln. Auf den ersten Blick klingt es wie eine Ausrede, um sich nicht mit Veränderung auseinandersetzen zu müssen. Doch eigentlich steckt darin ein großes Missverständnis.
Agilität wird immer noch mit dem Einsatz von bestimmten Methoden gleichgesetzt. Scrum, Kanban, XP, Design Thinking – sie alle sind nützliche Werkzeuge, aber eben nur das: Werkzeuge. Wer glaubt, Agilität bedeutet einfach, bestehende Prozesse komplett zu verwerfen und diese Methoden als neue feste Regeln zu implementieren, wird schnell enttäuscht sein. Denn genau hier liegt der Kern des Problems.
Agilität beginnt nicht mit Methoden, sondern mit Prinzipien.
Für uns ist der Startpunkt immer das agile Manifest und die darin enthaltenen Prinzipien. Diese Prinzipien bieten uns einen Rahmen, um darüber nachzudenken, was wirklich zählt: Wie schaffen wir Mehrwert für unsere Kund*innen? Wie arbeiten wir als Team besser zusammen? Was ist unser gemeinsamer Fokus? Wenn wir diese Fragen beantworten können, haben wir die Grundlage für echte Agilität.
Es geht also nicht darum, irgendein Framework blind zu implementieren, sondern darum, die Prinzipien zu leben. Und das bedeutet, dass Agilität in jedem Team anders aussehen kann. Die Frage sollte immer lauten: Welche Prinzipien sind für uns relevant, und wie können wir diese nutzen, um unsere Zusammenarbeit und die Qualität unserer Ergebnisse zu verbessern?
Der Schlüssel liegt oft in Details
Vielleicht führt der Einsatz einer Methode wie Scrum oder Kanban tatsächlich zu Verbesserungen. Oft aber liegt der Schlüssel ganz woanders. Agilität zeigt sich in den kleinen Dingen: dem offenen Teilen von Wissen, dem aktiven Umgang mit Feedback – sowohl intern als auch extern – und dem kollegialen Umgang mit Stress und Druck.
Ob das, was wir tun, in einem Lehrbuch unter „agil“ oder „nicht-agil“ kategorisiert wird, ist letztlich irrelevant. Es geht um den Mehrwert, den unsere Arbeitsweise bietet. Hier sind die 12 Prinzipien des agilen Manifests für uns ein wertvolles Reflexionswerkzeug. Sie geben Orientierung, ermöglichen konstruktive Gespräche und helfen uns (und unseren Kund*innen), den Fokus nicht zu verlieren. Wenn die Maßnahmen, die umgesetzt werden, diese Prinzipien unterstützen, dann wird Agilität in ihrer besten Form gelebt – unabhängig von der Methode.
Wie schaffen wir eine Zusammenarbeit, die wirklich funktioniert?
Am Ende geht es darum, eine Form der Zusammenarbeit zu schaffen, die für alle Beteiligten funktioniert. Doch was bedeutet das konkret? Es beginnt oft bei den kleinen, aber entscheidenden Fragen:
- Welche 3-5 Prinzipien sind für unsere Arbeit besonders wichtig? Jedes Team hat andere Bedürfnisse, und es lohnt sich, diese bewusst zu identifizieren.
- Wo sehen wir Verbesserungspotenzial? Welche Schwachstellen in unserer Zusammenarbeit könnten durch eine andere Herangehensweise beseitigt werden?
- Was können wir ausprobieren? Agilität bedeutet auch, den Mut zu haben, Dinge anders zu machen – und dabei bewusst in kleinen Schritten vorzugehen.
- Und das Wichtigste: Wann nehmen wir uns Zeit für Reflexion? Agil zu sein bedeutet nicht, permanent neue Maßnahmen umzusetzen. Es bedeutet auch, innezuhalten und zu prüfen, ob das, was wir ausprobiert haben, wirklich funktioniert hat. Nur so entwickeln wir uns weiter.
Lasst uns auf die Prinzipien schauen – nicht auf die Methoden
Methoden und Frameworks sind Mittel zum Zweck. Sie helfen uns dabei, Struktur zu schaffen und Prozesse zu verbessern. Doch sie sind nicht der heilige Gral. Am Ende zählt, dass die Zusammenarbeit funktioniert. Und zwar so, dass alle Beteiligten das Gefühl haben, gehört zu werden und an den richtigen Stellen anzusetzen. Wenn wir das schaffen, dann können wir sicher sein, dass Agilität in unserem Team funktioniert. Egal, ob wir dabei Scrum, Kanban oder gar keine formale Methode einsetzen.
Alles andere ergibt sich von selbst – oder eben nicht.