Wir gönnen uns einen jährlichen Teamtag!
Ich höre diesen Satz immer mal wieder, und meine erste Reaktion ist: Wenn das alles ist, spart euch das Geld.
Warum? Weil ein einmaliger Teamtag im Jahr kaum das leistet, was wirklich nötig ist, um ein performantes, gut kommunizierendes Team zu schaffen, das gemeinsame Ziele verfolgt und funktionierende Prozesse etabliert. Es braucht kontinuierlich Zeit fürs Team, zum Austausch, zur Reflexion zur Gemeinsamkeit. Wenn es solche Prozesse und Routinen nicht gibt, dann mag ein solcher Teamtag gut gemeint sein, aber er ist nicht einmal annähernd genug.
Ein jährlicher Teamtag ist keine Wohltat. Er ist (sofern die einzige Maßnahme) nicht einmal das Mindeste. Wer erwartet, dass Teams Höchstleistungen erbringen, muss die Beschäftigung mit dem Team genauso selbstverständlich im Arbeitsalltag mitdenken wie alle anderen täglichen Aufgaben und Anforderungen.
Der alljährliche Teamtag, vollgestopft mit all den Themen, für die im Alltag vermeintlich keine Zeit bleibt, ist oft mit ungelösten Konflikten gespickt. Diese Konflikte werden an den übrigen 364 Tagen im Jahr ignoriert und unter den Teppich gekehrt.
Was bleibt am Ende eines solchen Tages? Meistens eine lange Liste an Maßnahmen und Ideen, die dann in einer Schublade verschwinden. Denn nach dem Teamtag ist wieder Arbeitsalltag, und wenn vorher keine Zeit für das Team da war, wo soll sie dann plötzlich herkommen?
Ein jährlicher Teamtag ist gut fürs Gewissen. Aber wer wirklich etwas erreichen will, integriert die Zeit für Reflexion und Teamarbeit als wiederkehrende Rituale in den Arbeitsalltag. Diese Zeit muss als essentielle Arbeitszeit angesehen werden, um die täglichen Anforderungen und Aufgaben erfolgreich bewältigen zu können.
Das Geheimnis liegt in der Kontinuität. Regelmäßige, kurze Teammeetings, Reflexionsrunden und Workshops sollten zur Routine werden. Nur so entwickelt sich eine Kultur, in der sich Teams kontinuierlich verbessern können. Ein jährlicher Teamtag kann dann eine zusätzliche, wertvolle Ergänzung sein, in der wirklich etwas Wertvolles erarbeitet werden kann.
Es ist gar nicht so schwer “die Zeit fürs Team” in den Arbeitsalltag zu integrieren:
1. Regelmäßige Reflexion: Wöchentliche oder monatliche Meetings einplanen, in denen das Team die vergangenen Wochen reflektiert. Was lief gut? Wo gibt es Verbesserungsbedarf? Diese Reflexionszeiten sollten fest im Kalender verankert sein.
2. Team-Rituale etablieren: Rituale stärken das Teamgefühl und fördern die Zusammenarbeit. Das kann ein gemeinsames Frühstück, eine wöchentliche Kaffeerunde oder ein regelmäßiges Feierabendtreffen sein.
3. Feedbackschleifen einführen: Regelmäßig, routiniertes Feedback (untereinander!) sorgt dafür, dass Meinungsverschiedenheiten und Konflikte zeitnah angesprochen und gemeinsam gelöst werden.
4. Verantwortung teilen: Aufgaben und Verantwortlichkeiten sollten gleichmäßig im Team verteilt werden. Alle sollten die Möglichkeit haben, sich einzubringen und Verantwortung zu übernehmen.
Ein starkes Team entsteht nicht über Nacht und auch nicht durch einen einzigen Teamtag im Jahr. Es braucht kontinuierliche Arbeit, regelmäßige Reflexion und eine Kultur der offenen Kommunikation und Zusammenarbeit. Wenn ihr diese Elemente in den Arbeitsalltag integriert, dann kann auch ein jährlicher Teamtag seinen vollen Wert entfalten – als Ergänzung und nicht als alleiniger Baustein der Teamarbeit.