Methoden sind nur Werkzeuge
Scrum, SAFe und andere agile Frameworks sind fantastische Werkzeuge. Sie bieten Struktur, erleichtern die Organisation und fördern die Zusammenarbeit. Aber sie sind eben nur das: Werkzeuge. Ein Hammer allein baut kein Haus. Genauso wenig schafft Scrum allein ein agiles Mindset. Die Methoden sind Mittel zum Zweck, nicht das Ziel selbst.
Agilität ist eine Haltung
Agilität beginnt im Kopf. Es geht darum, flexibel auf Veränderungen zu reagieren, kontinuierlich zu lernen und zu wachsen. Es geht darum, den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen und echten Mehrwert zu liefern. Teams sollen selbstorganisiert und eigenverantwortlich arbeiten können. Das erfordert Vertrauen, Mut und die Bereitschaft, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Wieso ich behaupte, dass Agilität all das ist? Weil das in den agilen Prinzipien steht.
Die Prinzipien im Alltag leben
Die zwölf agilen Prinzipien des Manifests sind kein starrer Regelkatalog, sondern Leitplanken für den täglichen Umgang miteinander. Und ja, in der Realität sind niemals alle zwölf Prinzipien gleich wichtig. Wir dürfen sie für uns priorisieren, wir dürfen sie sogar umformulieren, solange wir ihren Inhalt nicht verfälschen. Wieso wir das dürfen? Weil es uns niemand verbieten kann. Die Idee hinter dem agilen Manifest und den agilen Prinzipien ist es, Formen der Zusammenarbeit zu fördern, dank derer es Organisationen und Menschen gut geht. Wer, wenn nicht wir selbst, die Teil einer Organisation sind, könnten besser beurteilen, was es dafür braucht?! Ein generischer Scrum Guide kann dies sicher nicht.
Es ist die Haltung, die zählt
Die vielleicht wichtigste Erkenntnis ist zwar schnell gesagt, braucht aber oft länger, um wirklich in Anwendung zu kommen: Agilität ist mehr eine Haltung als eine Methode. Es geht darum neugierig zu bleiben, Herausforderungen zu suchen und sich kontinuierlich zu verbessern.
Wie oft haben wir uns schon in endlosen Meetings über Zahlen und Ziele unterhalten, nur um festzustellen, dass die Begeisterung ausbleibt? Intrinsisch motivierte Menschen wollen nicht nur wissen, was zu tun ist, sondern auch, warum dies wichtig ist und wie sie persönlich dazu beitragen können.
Und auch in einem Scrum- oder SAFe-Setting können Meetings über Zahlen und Ziele ohne Begeisterung stattfinden. Die stumpfe Anwendung der Werkzeuge ist also noch lange kein Garant für Agilität.
Reflexion der Prinzipien
Wer sich also in einem Setting wiederfindet, in dem Werkzeuge erfolgreich angewendet werden, der agile Mehrwert aber trotzdem ausbleibt, und sich eigentlich alles nur nach neuem Wein in alten Schläuchen anfühlt, der sollte dringend einen Schritt zurück machen.
Ganz konkret: Die agilen Prinzipien zur Hand nehmen. Die drei bis fünf wichtigsten identifizieren und dazu Fragen beantworten: Wo ist unser Hebel? Wie können wir dieses Prinzip bei uns zum Leben erwecken? Wo lebt es schon? Wo ist es spürbar? Wo nicht? Oftmals sind kleine Veränderungen im Arbeitsalltag große Gamechanger für eine echt agile Haltung, in der es weder darum geht, dass sich alle in ihrer Komfortzone bewegen, noch darum, stoisch Methoden-Regelwerke herunterzubeten.
Wenn wir die agilen Prinzipien nicht nur predigen, sondern auch leben, schaffen wir ein Umfeld, in dem echte Agilität gedeihen kann. Es ist nicht genug, die Methoden zu kennen – wir müssen sie mit Leben füllen.
Erst dann wird aus einem agilen Framework ein agiles Mindset. Und erst dann werden Teams wirklich motiviert und begeistert arbeiten, ständig auf der Suche nach Verbesserung und Innovation. Das ist der wahre Kern der Agilität – und das ist es, was langfristig den Unterschied macht.