Agile Führung: Warum "Führung" auch in agilen Teams wichtig bleibt

Agile Teams funktionieren doch ohne Hierarchie, oder? Schließlich sprechen wir immer von Selbstorganisation, flachen Strukturen und gemeinsamer Entscheidungsfindung. Aber was bedeutet das für die Rolle der Führungskraft in einem agilen Umfeld? Ist Führung obsolet oder braucht es sie vielleicht mehr denn je?

Was ist agile Führung überhaupt?

Agile Führung bedeutet nicht, dass Führungskräfte ihre Autorität abgeben und das Team sich selbst überlassen. Vielmehr geht es darum, die klassische hierarchische Führung zu transformieren und an die Prinzipien der Agilität anzupassen. Agile Führungskräfte verstehen sich als Enabler: Sie schaffen die Rahmenbedingungen, in denen Teams autonom arbeiten und Entscheidungen treffen können, und sind gleichzeitig da, wenn es darum geht, Hindernisse aus dem Weg zu räumen.

Warum agile Führung wichtig bleibt

Auch in agilen Teams braucht es eine klare Vision und Richtung. Agile Führungskräfte helfen dem Team, den Fokus zu bewahren und die gemeinsamen Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Dabei geht es nicht darum, den Weg im Detail vorzuschreiben, sondern vielmehr darum, das „Warum“ zu klären und das Team dabei zu unterstützen, das „Wie“ selbst zu gestalten.

Ein wesentlicher Teil der agilen Führung ist es, dem Team den Rücken freizuhalten. Das bedeutet, bürokratische Hürden abzubauen, Ressourcen bereitzustellen und dafür zu sorgen, dass das Team ungestört arbeiten kann. Agile Führungskräfte sind in diesem Sinne Problemlöser und Vermittler – sie kümmern sich um das, was das Team bremst.

In agilen Umgebungen ist kontinuierliches Lernen und Verbessern essenziell. Agile Führungskräfte fördern die Weiterentwicklung sowohl auf individueller Ebene als auch im Teamkontext. Sie erkennen die Potenziale ihrer Teammitglieder und bieten ihnen die Unterstützung und die Möglichkeiten, diese Potenziale zu entfalten – sei es durch Coaching, Mentoring oder gezielte Weiterbildung.

Selbstorganisierte Teams sind nicht konfliktfrei. Im Gegenteil, durch die hohe Eigenverantwortung und die intensivere Zusammenarbeit können Konflikte sogar häufiger auftreten. Agile Führungskräfte sind hier als Moderatoren gefragt. Sie sorgen dafür, dass Konflikte konstruktiv ausgetragen und gelöst werden, bevor sie das Team ausbremsen.

Auch Teams brauchen eine gewisse Stabilität. Agile Führungskräfte bieten diese, indem sie für ein sicheres Umfeld sorgen, in dem Teammitglieder offen über Probleme sprechen können, ohne Angst vor negativen Konsequenzen haben zu müssen.

Agile Führung in der Praxis

Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, wie agile Führung im Alltag aussehen kann: In einem agilen Team bei einem Softwareunternehmen stellte sich heraus, dass die Mitglieder Schwierigkeiten hatten, Prioritäten klar zu definieren. Die Führungskraft setzte sich mit dem Team zusammen, half dabei, die Vision zu schärfen, und moderierte eine Diskussion, in der das Team gemeinsam entschied, welche Aufgaben am wichtigsten sind. Statt die Entscheidungen selbst zu treffen, stellte die Führungskraft sicher, dass das Team eigenverantwortlich die Prioritäten setzen konnte – und unterstützte gleichzeitig dabei, diese umzusetzen.

Führung neu denken, nicht abschaffen

Führung in agilen Teams bedeutet nicht, Kontrolle abzugeben, sondern sie anders zu gestalten. Agile Führungskräfte sind mehr als nur Vorgesetzte – sie sind teilweise Coaches, Unterstützer*innen und Wegbereiter*innen. Sie schaffen die Voraussetzungen dafür, dass ihr Team erfolgreich arbeiten kann, und sind gleichzeitig ein wichtiger Anker in Zeiten der Unsicherheit. In einem agilen Umfeld bleibt Führung nicht nur relevant – sie wird sogar zu einem entscheidenden Faktor für den Erfolg.

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